Samstag, 15. Dezember 2012

Car2Go: Erfahrungsbericht mit dem E-Smart


Am letzten Samstag war es so weit: meine ersten Fahrten mit Smart ED. Nach Registrierung im Internet bei Europcar am Hauptbahnhof die Membercard abgeholt. Die nette junge Dame am Servicedesk wünschte mir noch viel Glück, da die Smarts Freitag-Nacht wohl alle den Innenstadtbereich verlassen hätten. Ein Blick auf die Car2Go App zeigt aber, das doch schon einige Frühshopper zurückgekehrt sind. Der nächste steht an einer Ladesäule und ist gerade bei 51% Akkuladung. Fein für mich, da kann ich am Ziel gleich 15 Freiminuten abkassieren, wenn ich eine Ladesäule finde. Das Navi zeigt eine Säule im Parkhaus an ... schon als Ziel übernommen. Die Einfahrt ins Parkhaus läuft problemlos mit der Parkcard, die sich in einem Fach am Armaturenbrett findet. Aber die Ladesäule finde ich auch nach 2 Runden durchs Parkhaus nicht. Im Navi ist aber ein Telefon eingebaut, das einen kostenlosen Anruf der Hotline ermöglicht. Die erklärt, dass es leider in den Stuttgarter Vertrags-Parkhäusern noch keine Ladesäulen gibt. Da ist die Software schon up to date, aber die Hardware hinkt der virtuellen "Realität" hinterher. Also neues Ziel 2 Strassenecken weiter eine Doppelladesäule auf freier Straße. Die eine Hälfte der Ladesäule ist von einem Lieferwagen zugeparkt, in die andere müht sich gerade ein Kombi: beides keine E-Fahrzeuge. Ich hoffe mal, hier werden jetzt fleißig Knöllchen verteilt, damit die Ladeparkplätze für E-Fahrzeuge verfügbar bleiben. Sie dürfen nämlich nur für den Ladevorgang genutzt werden. Als der Kombi aufgibt, ist meine Chance gekommen. Der Smart ist so was von handlich und geht ohne Probleme in die Lücke. Beim abziehen des Schlüssels fragt mich das Navi, ob ich die Miete beenden oder aufladen will. Ich wähle erst einmal "Aufladen" und weiss jetzt schon vom Losfahren, dass man erst die Ladecard, die neben der Parkcard steckt, zum identifizieren gegen die Ladesäule halten muss. Beim losfahren hatte ich erst einmal Probleme, das Ladekabel aus der Säule zu kriegen. Die Säule lässt erst los, wenn man sich identifiziert hat. Auch das Öffnen der Heckklappe will gelernt sein: es schwingt ja nicht die ganze Heckklappe hoch, so sehr man auch an der Griffmulde unten an der Klappe zerrt. Irgendwann dämmert es mir dann, dass ich schon mal gesehen habe, wie jemand seinen Smart durch das hochgeklappte Heckfenster belädt. Die nächste Fahrt mache ich mit einem Smart, der trotz 33%igem Ladestand nicht an einer Ladesäule, sondern mitten im Einkaufsgebiet in einer Parallelstrasse der Königsstr. steht. Dort darf man das Car2Go einfach so abstellen, ohne Parkgroschen einzuwerfen, Dank Vereinbarung mit der Stadt Stuttgart. So abgestellte Fahrzeuge werden ja den Platz auch nicht stundenlang blockieren, es findet sich schnell ein Liebhaber: aus meiner Sicht sieht so Parkraumbewirtschaftung der Zukunft aus. Abschreckend hohe Preise für stundenlang parkende Verbrenner, kostenloses (Kurzzeit-)Parken für to-Go-Sharing-Fahrzeuge. Bei Ankunft in Degerloch ca. 10 km weiter und 200 Höhenmeter höher zeigt der Akku 21%. Nach dem Termin zurück in die Stadt mit viel Rekuperieren (komischerweise immer mit der gleichen Stromstärke, dachte, das kann man mit dem Bremspedal variieren ?) bleiben noch 19%: würde dann 25 Freiminuten machen, wenn ich denn das Ladekabel finden würde. Ihr merkt, ich bin kein Freund von Bedienungsanleitungen, es muss alles intuitiv funktionieren (Generation Apple halt !). Aber jetzt zeigt sich, dass mich das Nicht gelesen haben wertvolle Freiminuten kostet. Ich empfehle also, sich vor dem Erststart die liebevoll gepflegte Stuttgarter Facebookseite von Car2Go zu Gemüte zu führen. Dort gibt es sogar YOUTube Filme dazu und die ersten Mützenverlustmeldungen. Eine Nutzerin beschwert sich über den fehlenden Eiskratzer, sie musste das Auto mit der Membercard freikratzen. Super situationsangepasste Lösung, aber währenddessen laufen schon die Mietminuten. Es kann sich also lohnen, als Car2Go-Sharer einen eigenen Eiskratzer (und bei Schnee einen Handfeger) am Mann / an der Frau zu haben. Dann kann man das Auto in der kostenlosen Reservierungszeit freikratzen.
Aber zurück zum nicht auffindbaren Ladekabel: wieder ist ein Anruf bei der Hotline dran: um zum Ladekabel zu finden, muss man die Heckklappenscheibe noch oben öffnen, dann den unteren Teil der Heckklappe nach unten klappen. Auf der Innenseite des Heckklappenunterteils befindet sich eine weitere klappbare Abdeckung, unter der das Ladekabel verstaut ist. Im YOUTube-Filmchen hätte ich es vorher sehen können ! Das Kabel selber ist durch ein Stahlseil fest im Kofferraum verankert, so dass es nicht während des Ladevorganges (oder auch danach, siehe Eiskratzer) entwendet werden kann.
Habe jetzt gar nicht über das Fahrgefühl geschrieben. Aber das ist auch nicht auffällig, wenn das Radio läuft. Der Smart ED schwimmt locker im Verkehr mit, auch ohne per Kick-down die vollen 55 KW abzurufen. Er fährt sich wie ein ganz normales Auto. Der ECO-Trainer hilft, an einer sparsamen Fahrweise seine Freude zu haben und seinen eigenen Highscore hochzuschrauben. Insgesamt eine gelungene Vorstellung und ein Gewinn für Stuttgart. Die Akkukapazität ist kein Problem, da im Stadtbereich kaum jemals mehr als 20 km gefahren werden. Stadtflüchtlinge müssen ab dem 21.ten km zusätzlich zum Zeittarif einen Kilometeradder zahlen. Damit wird Car2Go unattraktiv ggü. Mietfahrzeugen auf Langstrecke: richtige Preisgestaltung, um die Smarts in der Stadt zu halten, aber Langstrdcken nicht unmöglich zu machen (z.B. in Notfall). 
Auch die zusätzlich verfügbare Moovel-App habe ich ausgiebig getestet: sie zeigt nicht nur den Weg zum nächsten Car2Go, sondern auch vergleichend die nächste Haltestelle von Bus/(U-,S-)Bahn inkl. der jeweilen Kosten. Dabei liegt Car2Go bei ungefähr den doppelten Kosten der öffentlichen, ist aber ausserhalb der Rushhour schneller. Auch Taxi wird parallel angezeigt, ist meist am schnellsten, Kosten und Verknüpfung mit myTaxi.de sollen folgen. Eindrucksvoll auch die Verknüpfung von Mitfahrgelegenheit.de: wenn dort angelegte Fahrten passen, werden sie angezeigt (mit Kosten) und man kann aus der App heraus direkt den Fahrer anrufen. Super ! Man bekommt einen Eindruck, wie vernetzte Mobilität in Zukunft funktionieren kann. Stuttgart ist hier ein echtes Schaufenster. Nur leider sind auf Mitfahrgelegenheit (noch ?) wenig Fahrten innerhalb Stuttgarts. Das Portal bedient eher Fernstrecken nach Freiburg, München, Frankfurt. Innerhalb Stuttgarts wäre flinc.org mit seiner Live-Vermittung "on the GO" der passendere Partner, ist aber wohl leider schon mit der Konkurrenz von DriveNow/BMWSixt verbandelt. Wäre doch schön, wenn es eine gemeinsame App gäbe, in der man je nach Situation zwischen Car2Go, DriveNow, ÖPNV, Taxi und Mitfahren auswählen kann. Interessant jedenfalls, dass man schon heute mit Moovel eine geplante Car2Go-Fahrt direkt bei Mitfahrgelegenheit.de aus der App heraus posten kann und mit etwas Glück einen Mitfahrer findet, der einen Teil der Fahrkosten trägt. Die Zukunft ist heute ! 

So, genug geschrieben, Bühne frei, ihr seid dran !

Donnerstag, 22. November 2012

Wie 1Mio eAutos 2020 bringen?!

komme gerade von einer Probefahrt mit dem Mercedes A-Klasse eCell und möchte Ihnen meine Überlegungen zur Förderung der Elektromobilität zur Kenntnis bringen:

Man nehme das Beste aus anderen Ländern:

- Verkaufsförderung durch staatlichen Bonus von 7.000 € für e-Fahrzeuge (Frankreich). Könnte ganz einfach finanziert werden durch entsprechenden Malus auf konventionelle Fahrzeuge. Teuer, verschreckt die Wähler ? i wo ! Für 4000 eAutos, die in 2013 den Bonus bekommen sollen, wären das schlappe 28 Mio €.
Verteilt auf die 3 Mio jährliche Neuwagenkäufe sind das keine 10 € Aufschlag pro Malus-Käufer. Da sich die Verkaufszielzahl jedes Jahr verdoppelt, wird jedem Kunden klar, das es ERNST wird und dass das Auspuff-Töff-Töff schon jetzt eine Fehlinvestition mit dramatischem Wertverlust sein wird. Den Bonus könnte dann Jahr für Jahr um 500 € verringert werden.

- Benutzung der Busspuren am Stau vorbei in Städten (Norwegen).

- Frei Parkplätze in Innenstädten (Norwegen).

- Benutzung von Fast-Lanes auf Autobahnen (Kalifornien; in der Rush-hour sind die linken Spuren auf Highways für Kfz mit mindestens 3 Personen reserviert).

- Aufbau eines flächendeckenden Netzes von Ladestationen.

Ich bin der festen Ansicht, da wird die Post ganz schon elektrisch abgehen. Die 1 Mio in 2020 ist in Sicht ! Dazu braucht es bloß 500.000 Verkäufe in 2020 (15% Marktanteil):
2020 500.000
2019 250.000
2018 125.000
2017 64.000
2016 32.000
2015 16.000
2014 8.000
2013 4.000
2012 1.419 wurden 2012 schon im ersten Halbjahr in D verkauft. Übrigens: Renault hat 2012 schon 9.500 nur vom Modell Twizzy gebaut...

Vor allem der erste Aufzählungspunkt wird in Deutschland sehr effektiv wirken, die anderen Maßnahmen sind aber flankierend nicht zu vernachlässigen.